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Die Grafen von Castell

 

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Die Mark Brandenburg-Bayreuth

 

Nach dem 30-jährigen Krieg

 

Heute weiß man nicht, wie viele Bewohner Altershausens den Großbrand im Jahre 1645 und und den 30-jährigen Krieg überlebten.  Dass das gantz abgebrannte Dorf wirklich völlig zerstört wurde, wie die Matrikel der Pfarrei Burghaslach berichtet, bezweifelt Historiker Erhard Wolf.

 

Dieser Eintrag, meint Wolf, "dürfte nicht ganz stimmen.  Es mag sein, dass alle Höfe durch dieses Feuer irgendwelche Schäden davongetragen hatten, aber als abgebrennt oder öd wurden 1650 nur die Anwesen von Bosenecker (heute Wilhelm Goßler), Stolz (Dieter Schlager), Kraus (Karl Seydel) und Kriebel (Hermann Todt) genannt und es erscheint mir unwahrscheinlich, dass innerhalb von zwei Jahren nach Kriegsende ganz Altershausen hätte neu aufgebaut werden können".

 

Mit dem Westfälischen Frieden endete 1649 der 30-jährige Krieg.  Im diesem Jahr war wieder das jährliche Dorfzehnt von zwei Reichtalern am markgräflichen Klosteramt Münchsteinach fällig.  Aber nur Baudenbach allen bezahlte sein Zehnt.

 

Einige der anderen Dörfer bezahlten, weil sie noch unbewohnt waren.  Andere bezahlten das Zehnt nicht, weil die Untertanen kein Geld hatten.  Die Partikularrechnung von 1650 meldet, dass die meisten Höfe in Altershausen wieder bewirtschaftet wurden.  Diese Partikularrechnung listet auch mehrere Altershäuser Familiennamenauf, wie z. B. Kern, Krauß, Hetzel und Stirnweiß genannt, die schon vor und noch während des 30-jährigen Krieges im Dorf wohnten.  Deshalb kann man davon ausgehen, dass mehrere Familien den Krieg überlebt hatten.  Wahrscheinlich blieben sie in gefährlichen Zeiten in Verstecken.  Nach 1648 kehrten sie dann zu ihren Höfen zurück.

 

Die Gemeinde stellte für den Wiederaufbau Bauholz aus dem Gemeindewald kostenlos zur Verfügung.  Wann die Bauernhöfe Bosenecker (Gößler) und Kriebel (Todt) neu errichtet wurden, steht in keinem Dokument.  Die Bücher des Klosteramts Münchsteinach listet 1675 12 Untertanen in Altershausen auf.  Darunter sind die Besitzer der Bauernhöfe Bosenecker und Kriebel.  Stephan Hack übernahm 1670 vom markgräflichen Klosteramt Münchsteinach den öden und abgebrannten Hof des Wenzel Stolz (Schlager) an und baute ihn neu auf.

 

Die Bücher zeigen auch, dass spätestens 1670 wieder alle Höfe in Altershausen bewirtschaftet wurden.  Dazu gehörten beide Pfarrlehen und 12 Güter.  Heute sind diese Anwesen im Besitz von Wilhelm Goßler, Alfred Sucker, Georg Förtner, Dieter Schlager, Konrad Benedikt, Hermann Todt, Helmut Wolf, den Erben von Margarthe Wacker, Wilhelm Hack, Georg Jordan und Hans Dölfel.  Erich Faust und Karl Seydel sind heute Eigentümer der beiden ehemaligen Pfarrlehen.

 

Nach dem 30-jährigen Krieg wollte die Altershäuser Gemeinde eine neue Kirche bauen.  Nach dem großen Brand, mussten die Altershäuser die Gottesdienste in Münchsteinach, Schornweisach oder Kleinweisach besuchen.  Was folgte, beschreibt Erhard Wolf:

 

"Die Gemeinde bemühte sich schon im Jahre 1681 um den Wiederaufbau ihres Gotteshauses und bat die Kirchenherrschaft Castell um einen Zuschuss.  Die Gesamtkosten wurden auf 260 Gulden veranschlagt.  Die Gemeinde musste die Hand- und Spanndienste leisten und sämtliches Bauholz unentgeltlich aus dem Gemeindewald abgeben.  Da das Kirchenvermögen nur 60 Gulden betrug, stellte die Kirchenherrschaft ein Kollektenpatent aus.  Dort lesen wir unter anderem:

 

"...weil die Altershauser umb der Entlegenheit und ziemlichen Entfernung von anderen Kirchen willen an Besuchung des Gottesdienstes nicht allein für sich, als in sonderheit ihr Kinder gehindert werden und ihre Jugend fast wie das dumme Vieh ohne einzigen christlichen Unterricht aufwachsen lassen, da sie aber zur Wiedererbauung des noch in Steinhaufen vergrabenen Kirchengebäudes nicht noch eigene Mittel beibringen können."

 

Lorenz Hofmann aus Dietersdorf und Mattes Eberspacher aus Burghaslach sammelten in ganz Deutschland für den Kirchenbau in Alterhausen.  Eberspacher kam sogar bis Hamburg, Lübeck und Flensburg.  Der Rat der Stadt Hamburg hielt das Kollektenpatent für eine Fälschung und fragte in Castell an.  Wolfgang Dietrich Graf zu Castell bestätigte in einem Brief die Sammelerlaubnis Eberspachers, worauf dieser wieder freigelassen wurde.  Gleichzeitig richtete der Graf zu Castell ein Bittgesuch an den König und bat ihn um eine Spende für den Wiederaufbau unserer Kirche.

 

Während Hofmann 1704 seine innerhalb drei Jahren gesammelten 262 Gulden ablieferte, hörte man von den lange Zeit einfach verschollenen Eberspacher überhaupt nichts.  Erst im Jahre 1707 traf hier ein Schreiben des Rats der Stadt Flensburg ein, worin mitgeteilt wurde, dass sich Eberspacher bei ihnen umhertrieb und Schulden machte".

 

1706 kaufte die Gemeinde auch eine Kirchenglocke mit der Aufschrift Johann Keller in Bamberg goß mich, in die Pfarrei Burghaslach gehör ich.  Ao 1706.  1730 erwarb Altershausen für 20 Gulden die Orgel der Münchsteinacher Kirche.  1756 hat dann ein Sturm das Dach des Kirchturms und das obere Stockwerk völlig beschädigt.  Ein Renovierung war wieder fällig.

 

Der Burghaslacher Pfarrer und sein Kaplan hatten 10 Kirchen zu betreuen.  1720 kam daraufhin ein zweiter Pfarrer nach Burghaslach, der hauptsächlich in den Dörfern Kleinweisach, Pretzdorf und Altershausen zu predigen hatte.  Auf Ersuchen dieser drei Kirchengemeinden errichtete die Kirchenherrschaft Burghaslach, die Grafen zu Castell, am 8. März 1764 durch eine Urkunde die selbständige Pfarrei Kleinweisach.

 

Zur damaligen Pfarrei und zum heutigen Pfarramt Kleinweisach gehören die Kirchengemeinde Kleinweisach mit den Ortschaften Kienfeld, Dietersdorf, Burgweisach, Oberwinterbach und Dutendorf, die Kirchengemeinde Pretzdorf mit dem Dorf Hombeer und die Kirchengemeinde Altershausen.  Der erste Pfarrer der neuen Pfarrei Georg Dietz zog am 20. April 1765 n das neuerbaute Pfarrhaus Kleinweisach ein.  Er predigte im dreiwöchigen Turnus in allen drei Kirchen.

 

Der 30-jährige Krieg war vorbei aber weitere harte Zeiten kamen auf Altershausen im 18. Jahrhundert zu.  Viele schwere, Ernte-vernichtende Unwetter zusammen mit schweren Viehseuchen, hatten Altershausen und Umgebung getroffen. Einzelheiten über diese Ereignisse findet man im Diarium Burghaslacense des damaligen Burghaslacher Pfarrers Gryphius.

 

1730-31 beschrieb er zwei außerordentliche Raupenjahre.  Alle Bäume in Feldern und Gärten und sogar fast ganze Laubwalder wurden kahlgefressen.  Die Bevölkerung betrachtete das als eine göttliche Strafe, schreibt Erhard Wolf.  Deshalb wurden jahrelang am Hagelfeiertag (anderswo Fronleichnam) in Burghaslach, Kleinweisach und Altershausen Raupenbußpredigten gehalten.

 

Im Herbst 1732 brach dann auch die sogenannte Mode- oder Bäußkrankheit aus.  Das war eine grippeähnliche Erkrankung.   Viele Leute, sogar junge Menschen, fielen ihr zum Opfer.

 

7.000 russische Soldaten, die in Dachsbach kampiert hatten, zogen 1735 durchs Steinachtal.  Auf ihrem Rückmarsch von Rhein kamen sie im nächsten Jahr wieder ins Steinachtal aber sie marschierten auch durch Burghaslach.

 

Am 4. Juli 1737 gab es am Vormittag ein schweres Gewitter und am Nachmittag Hagel, der die Ernte stark beschädigte.  1739/40 folgte dann eine Teuerung und Hungersnot.  Bald nach Michaeli 1739 setzte ein sehr strenge Winter mit eisigen Winden, tiefen Schnee und langhaltender Kälte ein.  Diese Kälte dauerte bis 14 Tage vor Pfingsten.  In diesem kalten Winter erfroren viele Leute und Postillione oder erlitten Erfrierungen an Händen, Füßen und Ohren.  Da das Futter für die Tiere nicht ausreichte, nahmen die Bauern das Stroh von den Dächern herunter, holten Laub und Fichtenreisig aus den Wäldern und fütterten ihr Vieh damit.

 

Im Folgejahr 1740 war der Sommer so verregnet, dass das Wintergetreide nur nass eingefahren werden konnte.  Das Sommergetreide musste bis Ende September teils geschnitten, teils halb ausgefallen eingesammelt werden.  Bis Ende Oktober wurde es dann so kalt, dass man mit einem beladenen Pferdefuhrwerk über die gepflügten, nun aber gefrorenen Äcker fahren konnte, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.  Der größte Teil des in diesem Jahr reichlich gewachsenen Obstes erfror.

 

Das Wetter im Jahr 1741 forderte in Alterhausen zwei Todesopfer.  Am 12. Juli abends starb eine Frau nach einem Blitzschlag.  Beim Holzfallen starb auch ein Altershäuser Bauer als er von einem Baum erschlagen wurde.  Das Leiden war allerdings noch nicht vorbei.  In den Jahren 1742/43 verursachte eine Viehseuche in fast allen Dörfern Frankens und Schwabens großen Schaden.

 

1748 wurde Altershausen wieder von einem schweren Unwetter beschädigt.  Castell gestattete auf Bitten der Altershäuser eine Kollekte in der ganzen Pfarrei.

 

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Schullehrer in Altershausen gleichzeitig Schul- und Kirchendiener.  Als die Gemeinde Altershausen 1741 den Schneider Konrad Engel als Lehrer einstellte, kam es zu einem Streit mit Castell.  Die Grafen in Castell übten die Kirchenherrschaft in Altershausen aus.  Sie hatten das Recht, den Lehrer auf Vorschlag der Gemeinde zu ernennen.  Die Altershäuser handelten allerdings nicht mot Castell; sie stellten Engel einfach ein.  Danach wiesen sie auch Castells Beschwerde zurück mit der Begründung, dass die Gemeinde sowohl das Schulhaus baute und als auch den Lehrer besolde.

 

Am Ende erklärte sich Castell bereit, Engel als neuer Lehrer anzuerkennen, wenn er alles, was seine Vorgänger auch erledigen würde.  Die Gemeinde und Castell einigten sich.  Sie schlossen einen Vertrag, nachdem in Zukunft neue Lehrer in Altershausen zuerst an vom Pfarrer in Burghaslach examiniert wurde.  Danach musste der neue Lehrer einen Probeunterricht in Altershausen zu halten.  Mit der Zustimmung von Pfarrer und Gemeindevertretern konnte er in der Kirche seinen Treueeid abgelegen und als neuer Lehrer antreten.

 

1745 musste die 1706 angeschaffte Glocke im Kirchturm wegen eines Sprunges repariert werden.  Die Kirchenherrschaft Castell gab Pfarrer Gryphius eine Genehmigung, um eine Kollekte in der Grafschaft Castell durchzuführen.

 

Die Gemeinde Altershausen nahm allerdings ein Angebot des markgräflichen Klosterverwalters Hedensus an.  Der Castell'scher Pfarrer Gryphius wurde im Dunkeln gehalten.  Mit Hilfe des markgräflichen Amtsmanns vereinbarte die Gemeinde mit einem Glockengießer in Weigenheim die Glockenreparatur.  An einem Abends bauten die Altershäuser sehr spät die Glocke ab und in aller Frühe brachten sie Dir Glocke nach Weigenheim.

 

Zu diesem Geschehnis schreibt Erhard Wolf:  "Obwohl der Münchsteinacher Vogt später gegenüber Gryphius von einem eigenmächtigen Unternehmen der Altershäuser redet, dürfte das nicht der Wahrheit entsprechen.  Es ist vielmehr anzunehmen, dass den Markgrafen die Castell'sche Kirchenhoheit in unserem Dorf schon lange ein Dorn im Auge war und sie nun versuchten, diese an sich zu bringen.  Unsere Vorfahren veranlassten, sicher auf Anraten des markgräflichen Vogtes, dass außer den fünf Namen von Bauern noch die Inschrift Vivat Friedrich M(arkgraf) Z(u) B(randenburg) in die Glocke eingegossen wurde".

 

Pfarrer Gryphius erfuhr sie ganze Geschichte erst ein paar Tage später durch seinen Kantor.  An einem Samstag meldete man dann, dass die reparierte Glocke wieder in Altershauisen wäre.  Der Pfarrer ritt sofort nach Altershausen und protestierte gegen das Aufhängen der Glocke und wies auf die Aufschrift der alten Glocke aber von den Altershäusern fand er kein Gehör.  Die Bauern beantwortete ihn nur mit groben Worten und sie hängten die Glocke trotzdem auf.

 

Am 4. August 1746 ritt Pfarrer Gryphius wieder nach Altershausen.  Mit ihm war der Zehntgraf und 115 Mann von Burghaslach.  Sie holten die Glocke wieder herunter und brachte sie nach Burghaslach bringen.  Danach weigerten sich die Altershäuser, den Gottesdienst zu besuchen und wollten auch kein Abendmahl empfangen.

 

Nach seiner Predigt in Altershausen konnte Pfarrer Gryphius jedes Mal bei einem anderen Bauern sein Mittagessen genießen.  Nach seinem Glockenraub musste er fünfmal mit leerem Magen zurück nach Burghaslach reiten.  Noch schlimmer, die Altershäuser verweigerten dem kirchenherrschaftlichen Schuldiener sie seinen Lohn und lehnten es ab, ihre in die Winterschule zu schicken.

 

Die Verhandlungen zwischen Castell und dem markgräflichen Vogt in Münchsteinach dauerten lange.  Erst am 20. Dezember 1747 haben die Altershäuser ihre Glocke in Burghaslach wieder holen können. Die Markgrafen durch ihren Vogt erklärten, dass sie Castells Kirchenhoheit in Altershausen nie bestreiten würden.

 

Zur Zeit dieses Glockenraubs kam es auch zu Hutstreitigkeiten, zuerst zwischen Altershausen und Pretzdorf, danach zwischen Altershausen und Kleinweisach.

 

Nach mehr als 250 Jahren bleibt die Geschichte des Streitweihers noch in Erinnerung in Altershausen.  Der alljährliche Wandertag des Dorf- und Feuerwehrvereins interessierte Wanderer von beiden Seiten des einst bestritten Tränkweihers, als Historiker und Gemeindeförster Gunter Lehrieder die Gruppe zum lang trocken gelegten Beet des Weiher führte

 

Lehrieder erzählte die Geschichte des Streites zwischen Altershausen und Pretzdorf.  Damals hatten beide Dörfer noch Kuhhirten.  Sie hüteten das Vieh der Bauern.  Pretzdorf bestand für seine Kühe ein Tränkerecht an einem Weiher in der hinteren Sexelbach.  Die Altershäuser verneinten diesen Wuch.  Als Folge davon wurde es nicht nur viele Jahre prozessiert, sondern es kam auch zu Gewalttaten.  Als die Gerichtskosten hoch angelaufen wurden, kam es zu einer Gerichtsentscheidung.

 

Die Pretzdorfer mussten die Prozessgebühren bezahlten.  Sie erhielten am 29. April 1746 das Tränkrecht an dem Weiher, der auch als Teil des Dorfes Pretzdorf amtlich anerkannt wurde.  Seit heißt dieser Weiher der Streitweiher.  Heute ist der Weiher schon lange mit Wald bewachsen, aber die früheren Erddämme des Weihers sind noch gut zu erkennen.

 

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2001:  Historiker und Gemeindeförster Gunter Lehrieder erzählt die Geschichte des Streitweihers direkt am Rand des alten Tränketeiches.

 

Nun. man kann zwar behaupten, dass Altershausen den Streit des Weihers verlor, und dass Pretzdorf einen Weiher bekam.  Heute noch läuft die Grenze zwischen den Gemeinden Münchsteinach und Vestenbergsgreuth geradlinig von Osten nach Westen, bis sie westlich von Pretzdorf plötzlich eine komische Abbiegung 100 m oder so lang nach Süden macht.  Dort läuft die Grenze wieder ein paar Hundert Meter weiter nach Westen, dann biegt sie etwa 100 m nach Norden ab und kehrt wieder auf die alten Linie nach Westen.  Innerhalb dieser Abbiegung liegt den mit Bäumen überwachsendes, trockenes Beet, das einst der Streitweiher war.  Die zickzack Grenze ist übrigens nicht nur die zwischen den zwei heutigen Gemeinden sondern auch die Grenze der Landkreise Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Erlangen-Höchstadt.

 

Happy End für Pretzdorf, möchte man vielleicht denken, aber nein.  Stattdessen hat diese Geschichte ein ironisches Ende, wie Gemeindeförster Lehrieder erzählte.  Der Lokalhistoriker hat die alten Akten der Gerichtshandlungen und nachfolgenden Geschehnissen neu gelesen und entdeckte, dass Altershausens Verlust zu einem echten Gewinn wurde.

 

Als Teil der Gerichtsentscheidung, erzählte er, mussten alle Altershäuser Grundeigentümer amtlich eingetragen werden, vielleicht zu verhindern, dass sie in Zukunft falsch behaupten, dass irgendein Grundstück ihnen gehörte.  Das geschah allerdings nicht mit den Pretzdorfern.  Einige Jahre später war das Geld des Markgrafen in Bayreuth knapp.  Um seine Kasse wieder zu füllen, erklärte er, dass alle Grundstücke in seiner Markgrafschaft ihm gehörten, wenn es keinen amtlichen Beweis gab, dass ein Besitzer rechtens der Eigentümer des Grundstücks war.  Ansonsten wurde der Markgraf Eigentümer des Grundstücks bis der Besitzer es von ihm kaufen konnte.  Als Folge der Streitweiher-Prozesse haben die Altershäuser solche Beweise und konnten ihr Land behalten.  Die Pretzdorfer haben keine.  Der Markgraf wurde Eigentümer ihres Lands.

 

Die Altershäuser waren auch nach dem Rechtsspruch über den Streitweiher streitlustig.  Etwa 40 Jahre später ging es mit Kleinweisach los.

 

Am 19. Mai 1788 als der Kleinweisacher Viehhirt wieder seine Herde im Krummen Weiher (auch am Sexelbach) tränkte, erschien plötzlich der Sohn des damaligen Altershäuser Bürgermeisters.  Andere Altershäuser waren auch dabei.  Er pfändete eine Kuh des castellischen Untertanen und Wirts Johann Keck, trieb sie nach Altershausen und verkaufte sie.

 

Am 17. Juni. 1788 kamen in Kleinweisach Vertreter des Bistums Bamberg dessen Amtsverweser aus Höchstadt/Aisch und der Castell'sche Amtmann aus Burghaslach, die gemeinsam die Gemeindeherrschaft in Kleinweisach ausübten, zusammen.  Sie trafen sich mit mit dem markgräflichen Klosteramtmann aus Münchsteinach, der in Altershausen die Dorfherrschaft besaß.  Vertreter beider Gemeinde waren auch dabei.  Vorher haben diese zusammen den umstrittenen Weiher angeschaut.

 

Laut dem 1788 geschriebenemVergleichsprotokoll der Gemeinde Kleinweisach behauptete diese Gemeinde, dass es von jeher in dem ruhigen Besitz sey in der Gegend, wo das Spolium geschehen, bis an den Weiher zu hüten, und sonderheitlich in gedachten Krummen Weiher die Viehtränke auszuüben.

 

Die Kleinweisacher verlangten, dass Altershausen Schadenersatz bezahlt, nämlich dass die gepfändete und verkaufte Kuh ersetzt werden müsse.  Ferner sollte sich Altershausen verpflichten, den Krummen Weiher nicht einzuebnen, solange ihn die Kleinweisacher als Viehtränke benötigten.

 

Laut dem Protokoll, gaben die Altershäuser Gemeindevertreter zu, dass die Kleinweisacher schon länger ihr Vieh im Krummen Weiher tränkten, es seye solches aber lediglich aus gutem Willen geschehen, aus welcher kein Besitzstand erwiesen werden könne.

 

Die Altershäuser behaupteten, dass die Kuh gepfändet und verkauft wurde, um die Kleinweisacher davon abzuhalten, ihr Vieh in dem Krummen Weiher zu tränken.  Sie lehnten die Schadensersatzforderung ab.  Altershausen behielt sich vor, den Teich zu nutzen, wie sie wollte.  Wenn Kleinweisach auf seinem angeblichen Tränkerecht bestehen bleiben wolle, sagte Altershausen, muss es zuerst nachweisen, dass das Recht besteht.

 

Die Gemeindevertreter wurden zu einem Vergleich aufgerufen.  Laut Protokoll schlug Altershausens Bürgermeister Johann Reiß in Hinsicht zur nachbarlichen Freundschaft folgendes vor:

 

1.  Die Kleinweisacher dürfen von nun an ihr Vieh im Krummen Weiher tränken, der so lange Teich bleibt, wie ihn die Kleinweisacher als Viehtränke benötigen.  Den Kleinweisachern steht jedoch weder auf dem Weiherdamm noch sonst in der Altershäuser Flur ein Nutzrecht zu.

 

2.  Die Kosten für die heutige Konferenz soll zu gleichen Teilen getragen werden.  Die Unkosten, die schon vorher jeder Gemeinde entstanden, muss jede selber tragen.

 

3.  Altershausen zahlt der Gemeinde Kleinweisach den für die Kuh erlösten Geldbetrag zurück.

 

Laut Protokoll erklärten die Kleinweisacher, dass sie zur Vermeidung kostschlitteriger Prozesse sich gleich wohl die jenseitigen Vorschläge wolle gefallen lassen.  Am selben Tag unterzeichneten beide Seiten den entsprechenden Vertrag.

 

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