kerwaTN

 

kerwa

Gesamtinhalt Copyright © 2009, Steigerwald EDV™ Verlag, alle Rechte vorbehalten

 

 

 

 

 

stammtischTN

Stammtisch Steigerwald

Altershausen

 

markbayreuth1

Die Mark Brandenburg-Bayreuth

 

krpreußen19jh

Königreich Preußen

 

frankreichflagge

Province de Bayreuth

Frankreich

 

bayernwappen

Königreich Bayern

 

deutschesreichfahne

Deutsches Reich

 

 

usaflag

USA-Besatzungszone

(Alte Fahne der Nachkriegszeit)

 

fsbayern

Freistaat Bayern

 

deutschland

Bundesrepublik Deutschland

 

WappenNEA

 

Landkreis Neustadt an der Aisch /

Bad Windsheim

 

muenchsteinach

Gemeinde Münchsteinach

 

 

 

 

Die alljährliche Septemberfeier

 

Vor der Ära des Autos und der sog. Mobilität war das Kirchweihfest für viele Altershäuser der Höhepunkt des Jahres im Dorf.  Denn im Gegensatz zu heute hatte man damals nicht die Möglichkeit ins Auto einzusteigen, um andere Veranstaltungen zu besuchen.  Daher wurden die Kirchweihfeste im eigenen und in den umliegenden Dörfern immer mit großer Spannung erwartet.  Sir waren ein Kernpunkt des Dorflebens.

 

Als Altershausen 1791 unter preußische Herrschaft kam, fanden einige wichtige Veränderungen statt.  Die Wirtschaft wurde stabilisiert, die Fron- und Leibeigenschaft sowie die Folter abgeschafft, die Verwaltung zentralisiert und das preußische Landesrecht eingeführt.

 

Allerdings brachten die preußischen Verordnungen nicht nur Positives mit sich.  Mit dem Dekret zur Abschaffung von Feiertagen kam es 1798 zum Eklat in Altershausen.  Die preußische Regierung erließ 1798 ein Dekret zur Abschaffung überflüssiger Feiertage mit dem Hintergedanke, dadurch mehr Steuereinnahmen von der Bevölkerung zu bekommen, trotz Protesten seitens der Kirche.

 

Dies hatte zur Folge, dass in Altershausen kein Kirchweihgot­tesdienst am Michaelitag stattfinden durfte, falls dieser auf einen Wochentag fiel.  So war es aber am 29. September 1798.  Pfarrer Christian F. Buchrucker ließ sich davon allerdings nicht beirren und hielt wie gewohnt an diesem Festtag seine Predigt in Altershausen ab.

 

Nach dem Gottesdienst standen vor der Kirche zwei preußi­sche Husaren, die den Seelsorger zum Schrecken der Gemeinde verhafteten und in Dachsbach in Arrest steckten.  Erst am nächsten Morgen wurde er wieder aus der Haft entlassen, nachdem er schriftlich versprochen hatte, in Zukunft die preußischen Verordnungen besser zu beachten.

 

Er schrieb daraufhin in sein Tagebuch: Die Perle im Kot - Die Predigt und den Gottesdienst an der Kirchweih nimmt man den Leuten; aber den Kot, - den schändlichen Unfug und Greuel - lässt man ihnen!

 

1947Kerwa

1947:  Kerwa in Altershausen

 

Eine typische Kirchweih begann, Anfang dieses Jahrhunderts, wie auch heute noch, für viele bereits am Donnerstag mit der Schlachtschüssel in den Wirtshäusern.  Freitags und samstags stand Essen und Trinken in geselliger Runde auf dem Programm.  Am Sonntag besuchte man früh den Gottesdienst und nachmittags wurden die Ortsburschen, mit Musik und eigenen Kerwaliedern begleitet, in den Tanzboden naufgspielt, wo anschließend die Möglichkeit für alle zum Tanzen bestand.

 

Hier ist noch zu erwähnen, dass diese Gelegenheit tatsächlich nur für fast alle galt.  Denn sobald die Schornweisacher Burschen auftauchten, die als Raufbolde ebenso bekannt waren wie die Altershäuser und mit denen man schon ewige Zeiten im Streit lag, wurde die Stimmung explosiv und es kam häu­fig zu Prügeleien.

 

1956Kerwa01

1956:  Kerwaumzug vorm Gasthaus Schönleben (heute Gasthof Schlager)

 

Ein fast schon in Vergessenheit geratener Brauch folgte am Montag.  Die Ortsburschen marschierten, von der Musik be­gleitet, früh um acht Uhr von Haus zu Haus.  Dort gaben sie dem jeweiligen Besitzer passende Kirchweihlieder zum Besten.  Dafür erhielten sie Kerwaküchle und Geld, das allerdings für die Musik bestimmt war.

 

Die Burschen bedankten sich daraufhin mit dem Vers Etz hammer wos kricht' und danken recht schee, und deshalb welmer des anner Johr wieder hergeh.  Dieser Brauch wurde nach dem 2. Weltkrieg durch einen Kirchweihumzug am Sonntag ersetzt.  Langsam geriet aber auch diese Tradition immer mehr in Vergessenheit.

 

1959Kerwa

1959:  Kerwaumzug vorm Gasthaus Hieronymus

 

So kamen 1975 einige Jugendliche auf die Idee, den Brauch des Fichtenaufstellens und des Umzuges wieder aufleben zu lassen.  Um diese neugewonnene Kameradschaft das ganze Jahr hindurch aufrechtzuerhalten, wurde der Stammtisch Steigerwald Altershausen gegründet, der sich wöchentlich im Gasthaus Schlager traf.

 

1993BurschenKlein

1993:  Kerwaburschen des Stammtisches Steigerwald Altershausen.  Vorne liegend Willi Thurmann, von links, vorne, Günther Link, Rainer Popp, Jürgen Todt, Thomas Jordan und Volker Meyer.  Hinten Armin Ruppe. Günther Schmidt, Georg Jordan, Roland Schmidt, Dieter Geißdörfer und Stefan Jordan.

 

Der Stammtisch hatte in seiner weiteren Geschichte mit eini­gen Problemen zu kämpfen, worunter auch das Zusammen­gehörigkeitsgefühl litt, was sich wiederum auf die Gestaltung der Kirchweihumzüge auswirkte.

 

Nach diesen Auseinandersetzungen reformierten dann jün­gere Mitglieder den Verein.  In der neuen Satzung hat sich der Stammtisch, jetzt nur noch aus Altershäuser Junggesellen und jungen Mädchen bestehend, zum Ziel gesetzt, dass die Kerwa den Höhepunkt des Stammtischjahres bildet, an dem die Fichte aufgestellt, der Kerwaumzug gehalten und die Kerwapredigt ausgesprochen wird.

 

Das Bestreben des Stammtisches ist es, diese Tradition auch in Zukunft zu bewahren und nicht wieder in Vergessenheit geraten zu lassen.

 

05kerwa01

Jubiläumsjahr 2005:  Der Kerwaumzug mit Marco Löb am Lenkrad, oben, und das Festzelt am Plärrer, unten

 

05kerwa02

 

Mit einer Sonderkerwa, die vom Stammtisch und vom Altershäuser Dorf- und Feuerwehrverein veranstaltet wurde, feierte der Stammtisch 2005 sein 30. Jubiläum.

 

Diese Jubiläumskerwa war gewiss die aufregendste seit der Ära der Kerwaraufereien mit den Schornweisachern.  In der Nacht von Kerwasamstag erschienen Neo-Nazis im Zelt.  Es kam zu einer Rauferei.  Sechs Streifenwagen der Polizei erschienen am Plärrer, und einige Männer wurden verhaftet.

 

09Kerwa01.jpg

Kerwasamstag 2009 - Ficht'n aufrichten*

 

2009 konnten die Altershäuser wieder ein bisschen Spannung während der Kerwa erleben.  Grund war eine neue Rivalität zwischen dem Stammtisch Steigerwald Altershausen und den Münchsteinacher Loscher Boschn.

 

Mehrere Jahre lang gelang es den Altershäuser Kerwaburschen, den Münchsteinacher Kerwabaum zu schälen, ohne dass die Loscher Boschn sich rächen konnten.  2009 ging es noch weiter.  Die Altershäuser haben den Münchsteinacher Baum nicht nur geschält sondern auch abgesägt.

 

Diesmal haben die Münchsteinacher reagiert.  Sie schleppten ihren abgesägten Baum nach Altershausen, wo sie versuchten, den Baum in eine Mülltonne am Jugendclub hineinzustopfen.  Als das nicht klappte, deponierten sie den Baum am Altershäuser Recycling-Platz.

 

09LoscherBaum01.jpg

Münchsteinachs Kerwabaum am Recycling-Platz *

 

Die Mitglieder des Stammtisches Steigerwald hörten vom Plan der Loscher Boschn, am Kerwasamstag das Loch für den Altershäuser Kerwabaum zu blockieren.  Mit einem Bulldog blockierten die Stammtischler das Loch selber.  Die Loscher Boschn spielten allerdings eine Trumpfkarte.  Sie kamen mit zwei Oldtimer-Bulldogs und parkten den Altershäuser Bulldog kurz vor dem Fichtenaufstellen ein.

 

09Kerwa02.jpg

Die Loscher Boschn parken den Altershäuser Bulldog ein *

 

Es kam dann zu Spannungen, und eine Rauferei war nicht auszuschließen, bis Bürgermeister Jürgen Riedel zwischen den zwei Fronten vermittelte.  Schließlich waren die Altershäuser bereit, den Loscher Boschn 40 Liter Bier und eine Brotzeit zu spendieren.  Der Bürgermeister legte noch 10 Liter darauf, und die Münchsteinacher parkten ihre Bulldogs wo anders.

 

09Kerwa03.jpg

Bürgermeister Jürgen Riedel musste zwischen den Fronten vermitteln *

 

Jedoch am Kerwasonntag konnte der Stammtisch Steigerwald sein As ausspielen und doch noch triumphieren,  Sie versteigerten den Münchsteinacher Kerwabaum als Brennholz.

 

Steffi Schardt von Schardt Motorsport machte mit € 45,-das höchste Angebot.  Damit hatte der Erlös aus der Versteigerung des Münchsteinacher Baums die Schulden der Altershäuser bei den Loscher Bosch finanziert.

 

Das Bestreben des Stammtisches ist es, die Kerwatradition zu bewahren und nicht wieder in Vergessenheit geraten zu lassen.  Wenn die Stammtischler die Kerwa in Zukunft ähnlich wie im 2009 weiter veranstalten können, wird Kerwazeit bestimmt ein Höhepunkt des Dorflebens bleiben.

 

09Kerwa04.jpg

Steffi Schardt mit ihrem neu gekauften Münchsteinacher Kerwabaum *

 

* Gekennzeichnete Bilder Copyright @ 2005-09,

Steigerwald EDV™ Verlag, alle rechte vorbehalten.