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Windsheim Gemeinde
Münchsteinach |
Die alljährliche Septemberfeier Vor der Ära des Autos und der sog. Mobilität war
das Kirchweihfest für viele Altershäuser der Höhepunkt des Jahres im
Dorf. Denn im Gegensatz zu heute hatte
man damals nicht die Möglichkeit ins Auto einzusteigen, um andere
Veranstaltungen zu besuchen. Daher
wurden die Kirchweihfeste im eigenen und in den umliegenden Dörfern immer mit
großer Spannung erwartet. Sir waren
ein Kernpunkt des Dorflebens. Als Altershausen 1791 unter preußische Herrschaft
kam, fanden einige wichtige Veränderungen statt. Die Wirtschaft wurde stabilisiert, die
Fron- und Leibeigenschaft sowie die Folter abgeschafft, die Verwaltung
zentralisiert und das preußische Landesrecht eingeführt. Allerdings brachten die preußischen Verordnungen
nicht nur Positives mit sich. Mit dem
Dekret zur Abschaffung von Feiertagen kam es 1798 zum Eklat in Altershausen.
Die preußische Regierung erließ 1798 ein Dekret zur Abschaffung überflüssiger Feiertage mit dem
Hintergedanke, dadurch mehr Steuereinnahmen von der Bevölkerung zu bekommen,
trotz Protesten seitens der Kirche. Dies hatte zur Folge, dass in Altershausen kein Kirchweihgottesdienst
am Michaelitag stattfinden durfte, falls dieser auf einen Wochentag
fiel. So war es aber am 29. September
1798. Pfarrer Christian F. Buchrucker
ließ sich davon allerdings nicht beirren und hielt wie gewohnt an diesem
Festtag seine Predigt in Altershausen
ab. Nach dem Gottesdienst standen vor der Kirche zwei
preußische Husaren, die den Seelsorger zum Schrecken der Gemeinde
verhafteten und in Dachsbach in Arrest steckten. Erst am nächsten Morgen wurde er wieder aus
der Haft entlassen, nachdem er schriftlich versprochen hatte, in Zukunft die
preußischen Verordnungen besser zu beachten. Er schrieb daraufhin in sein Tagebuch: Die Perle im Kot - Die Predigt und den
Gottesdienst an der Kirchweih nimmt man den Leuten; aber den Kot, - den
schändlichen Unfug und Greuel - lässt man ihnen! 1947: Kerwa in Altershausen Eine typische Kirchweih begann, Anfang dieses Jahrhunderts,
wie auch heute noch, für viele bereits am Donnerstag mit der Schlachtschüssel
in den Wirtshäusern. Freitags und
samstags stand Essen und Trinken in geselliger Runde auf dem Programm. Am Sonntag besuchte man früh den
Gottesdienst und nachmittags wurden die Ortsburschen, mit Musik und eigenen
Kerwaliedern begleitet, in den Tanzboden naufgspielt,
wo anschließend die Möglichkeit für alle zum Tanzen bestand. Hier ist noch zu erwähnen, dass diese Gelegenheit
tatsächlich nur für fast alle galt. Denn
sobald die Schornweisacher Burschen auftauchten, die als Raufbolde ebenso
bekannt waren wie die Altershäuser und mit denen man schon ewige Zeiten im
Streit lag, wurde die Stimmung explosiv und es kam häufig zu Prügeleien. 1956: Kerwaumzug vorm Gasthaus Schönleben (heute
Gasthof Schlager) Ein fast schon in Vergessenheit geratener Brauch
folgte am Montag. Die Ortsburschen
marschierten, von der Musik begleitet, früh um acht Uhr von Haus zu
Haus. Dort gaben sie dem jeweiligen
Besitzer passende Kirchweihlieder zum Besten.
Dafür erhielten sie Kerwaküchle und Geld, das allerdings für die Musik
bestimmt war. Die Burschen bedankten sich daraufhin mit dem
Vers Etz hammer wos kricht' und danken
recht schee, und deshalb welmer des anner Johr wieder hergeh. Dieser Brauch wurde nach dem 2. Weltkrieg
durch einen Kirchweihumzug am Sonntag ersetzt. Langsam geriet aber auch diese Tradition
immer mehr in Vergessenheit. 1959: Kerwaumzug vorm Gasthaus
Hieronymus So kamen 1975
einige Jugendliche auf die Idee, den Brauch des Fichtenaufstellens und des
Umzuges wieder aufleben zu lassen. Um
diese neugewonnene Kameradschaft das ganze Jahr hindurch aufrechtzuerhalten,
wurde der Stammtisch Steigerwald
Altershausen gegründet, der sich wöchentlich im Gasthaus Schlager traf. 1993: Kerwaburschen des Stammtisches Steigerwald
Altershausen. Vorne liegend Willi
Thurmann, von links, vorne, Günther Link, Rainer Popp, Jürgen Todt, Thomas
Jordan und Volker Meyer. Hinten Armin
Ruppe. Günther Schmidt, Georg Jordan, Roland Schmidt, Dieter Geißdörfer und
Stefan Jordan. Der Stammtisch hatte in seiner weiteren
Geschichte mit einigen Problemen zu kämpfen, worunter auch das Zusammengehörigkeitsgefühl
litt, was sich wiederum auf die Gestaltung der Kirchweihumzüge auswirkte. Nach diesen Auseinandersetzungen reformierten
dann jüngere Mitglieder den Verein.
In der neuen Satzung hat sich der Stammtisch, jetzt nur noch aus
Altershäuser Junggesellen und jungen Mädchen bestehend, zum Ziel gesetzt,
dass die Kerwa den Höhepunkt des Stammtischjahres bildet, an dem die Fichte
aufgestellt, der Kerwaumzug gehalten und die Kerwapredigt ausgesprochen wird. Das Bestreben des Stammtisches ist es, diese
Tradition auch in Zukunft zu bewahren und nicht wieder in Vergessenheit
geraten zu lassen. Jubiläumsjahr 2005: Der Kerwaumzug mit Marco Löb am Lenkrad,
oben, und das Festzelt am Plärrer, unten Mit einer Sonderkerwa, die vom Stammtisch und vom
Altershäuser Dorf- und Feuerwehrverein veranstaltet wurde, feierte der Stammtisch
2005 sein 30. Jubiläum. Diese Jubiläumskerwa war gewiss die aufregendste
seit der Ära der Kerwaraufereien mit den Schornweisachern. In der Nacht von Kerwasamstag erschienen
Neo-Nazis im Zelt. Es kam zu einer
Rauferei. Sechs Streifenwagen der
Polizei erschienen am Plärrer, und einige Männer wurden verhaftet. Kerwasamstag 2009 - Ficht'n aufrichten* 2009 konnten die Altershäuser wieder ein bisschen
Spannung während der Kerwa erleben.
Grund war eine neue Rivalität zwischen dem Stammtisch Steigerwald
Altershausen und den Münchsteinacher Loscher Boschn. Mehrere Jahre lang gelang es den Altershäuser
Kerwaburschen, den Münchsteinacher Kerwabaum zu schälen, ohne dass die
Loscher Boschn sich rächen konnten.
2009 ging es noch weiter. Die
Altershäuser haben den Münchsteinacher Baum nicht nur geschält sondern auch
abgesägt. Diesmal haben die Münchsteinacher reagiert. Sie schleppten ihren abgesägten Baum nach
Altershausen, wo sie versuchten, den Baum in eine Mülltonne am Jugendclub
hineinzustopfen. Als das nicht
klappte, deponierten sie den Baum am Altershäuser Recycling-Platz. Münchsteinachs Kerwabaum am Recycling-Platz * Die Mitglieder des Stammtisches Steigerwald
hörten vom Plan der Loscher Boschn, am Kerwasamstag das Loch für den
Altershäuser Kerwabaum zu blockieren.
Mit einem Bulldog blockierten die Stammtischler das Loch selber. Die Loscher Boschn spielten allerdings eine
Trumpfkarte. Sie kamen mit zwei
Oldtimer-Bulldogs und parkten den Altershäuser Bulldog kurz vor dem
Fichtenaufstellen ein. Die Loscher Boschn parken
den Altershäuser Bulldog ein * Es kam dann zu Spannungen, und eine Rauferei war
nicht auszuschließen, bis Bürgermeister Jürgen Riedel zwischen den zwei
Fronten vermittelte. Schließlich waren
die Altershäuser bereit, den Loscher Boschn 40 Liter Bier und eine Brotzeit
zu spendieren. Der Bürgermeister legte
noch 10 Liter darauf, und die Münchsteinacher parkten ihre Bulldogs wo
anders. Bürgermeister Jürgen
Riedel musste zwischen den Fronten vermitteln * Jedoch am Kerwasonntag konnte der Stammtisch
Steigerwald sein As ausspielen und doch noch triumphieren, Sie versteigerten den Münchsteinacher
Kerwabaum als Brennholz. Steffi Schardt von Schardt Motorsport machte mit
€ 45,-das höchste Angebot. Damit hatte
der Erlös aus der Versteigerung des Münchsteinacher Baums die Schulden der
Altershäuser bei den Loscher Bosch finanziert. Das Bestreben des Stammtisches ist es, die
Kerwatradition zu bewahren und nicht wieder in Vergessenheit geraten zu
lassen. Wenn die Stammtischler die
Kerwa in Zukunft ähnlich wie im 2009 weiter veranstalten können, wird
Kerwazeit bestimmt ein Höhepunkt des Dorflebens bleiben. Steffi Schardt mit ihrem
neu gekauften Münchsteinacher Kerwabaum * * Gekennzeichnete Bilder Copyright @ 2005-09, Steigerwald EDV™ Verlag, alle rechte vorbehalten. |