Gemeinschaftshaus:  Brief vom Pfarrer und Reaktionen

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Inhalt:

 

Brief von Pfarrer Georg Salzbrenner

Stellungnahme von Bürgermeister Jürgen Riedel

Stellungnahme von Erich Wacker

 

 

Brief von Pfarrer Georg Salzbrenner:

 

Redaktion:  Pfarrer Salzbrenner hat seinen Brief am Freitag, 29. September, aktualisiert.  Diese neue Version wird in der Oktober-November Ausgabe des Kirchengemeindeblatts erscheinen und folgt hier.  Die Stellungnehmen von Bürgermeister Jürgen Riedel und Bürgerbegehren-Vorstand Erich Wacker sind Reaktionen auf einer früheren Version dieses Briefes.

Text Box:  
Pfarrer Georg Salzbrenner
 

Standort des neuen Gemeinschaftshauses Altershausen -Bürgerbegehren aus Altershausen

 

Liebe Gemeindeglieder,

 

Folgende Argumente waren uns als Kirchengemeinde besonders wichtig:

 

(1)   Tierwohl

(2)   Gut für unsere Kirchengemeindemitglieder

(3)   Erhalt des Ortsbildes und

(4)   Demokratische Regeln

 

1.) Unser Gemeinschaftshaus darf nicht auf dem Bolzplatz stehen. 10 Kühe hatten im nahen Stall verworfen, als in der Vergangenheit auf dem Bolzplatz ein großes Konzert stattgefunden hatte. Und diese 10 Kühe haben natürlich in diesem Jahr auch keine Milch mehr gegeben. D.h., das Tierwohl ist bei diesem Standort zum Beispiel durch laute Blasmusik oder starke Bässe, wie sie bei einer Kirchweihfeier normal sind, nicht gewährleistet.

 

2.) Der Standort unseres Gemeinschaftshauses zwei Häuser neben der Kirche ist für uns als Kirchengemeinde ideal. Wir können uns als kleine Kirchengemeinde kein eigenes evangeli-sches Gemeindehaus leisten. Gut wäre es aber, wenn unser Gemeinschaftshaus in Alters-hausen 80 Meter neben der Kirche stehen würde, auf dem Faustgelände. Dann könnten wir das Gemeinschaftshaus gut mitnutzen, zum Beispiel im Zusammenhang mit Gottes-diensten, Adventsfeiern, Konzerten in der Kirche und Vielem mehr. Für uns als Kirchengemeinde ergeben sich dann viele neue Möglichkeiten…. Auch für alle, die gern in die Kirche gehen würden, sich aber wegen der fehlenden Toiletten nicht mehr hingehen trauen, wäre dieser Standort auf dem Faustgelände sehr gut. Es ist halt ein Unterschied, ob man als alter Mensch oder als schwangere Frau oder als Pfarrer, der gerade von einem anderen Gottesdienst kommt oder als Vater/Opa mit einem kleinen Kind, 80 Meter zum Faustanwesen geht oder 200 Meter bis zum Bolzplatz gehen muss, wenn man selber oder das Kind mal dringend muss ....

 

3.) Der Erhalt des Ortsbildes mit Faustanwesen ist uns wichtig, so wie unser Dorf gewachsen ist und wie es ja charakteristisch ist für Altershausen; außerdem passt das Kirchweih-zelt gut dorthin und für alle war der Standort gut.

 

4.) Bei der großen Ortsversammlung in Altershausen (100 Anwesende), die vom Bürger-meister selber geleitet wurde, haben in guter demokratischer Tradition und bei freier Ab-stimmung weit mehr als 70% der Anwesenden für den Standort Faustanwesen gestimmt. - Bei diesem Standort wird deswegen der ehrenamtliche und damit kostenfreie handwerkliche Einsatz bestimmt groß sein.

 

Diese Argumente, die auch in unserem Kirchenvorstand offen besprochen wurden, möchte ich als örtlicher Pfarrer in die Entscheidungsfindung einbringen. Ich darf Sie und Euch des-halb alle bitten am kommenden Wahltag für das Bürgerbegehren der Altershäuser zu stimmen.

 

Mit herzlichen Grüßen Georg Salzbrenner

 

 

Reaktion von Bürgermeister Jürgen Riedel:

 

Zu den Argumenten der Kirchengemeinde kann ich wie folgt Stellungnehmen:

 

1. Tierwohl

 

Das Tierwohl in den angrenzenden Rinderställen hat auch den Gemeinderat beschäftigt.  Dem kann aus Sicht des Gremiums damit begegnet werden, dass das Festzelt künftig direkt an die neu zu errichtende Feuerwehrfahrzeughalle angebaut wird.  Die Musik kann dann in der Halle platziert werden, was zu einer deutlichen Lärmreduktion führen wird.  Dies ist somit eine Verbesserung gegenüber dem früheren Standort am Plärrer, wo das Zelt in exakt der gleichen Entfernung zu den Rinderställen des betroffenen landwirtschaftlichen Betriebes gestanden hat und es keinerlei Beeinträchtigungen gab.  An dem neuen Standort des Festzeltes vor dem Anwesen „An der Steige 3“ ist die Entfernung zum nächsten Rinderstall gar um rund geringer als an dem vom Gemeinderat anvisierten Standort.  Eine Abschirmung über Gebäude ist dort in keiner Weise möglich.

 

Text Box:  
Bürgermeister Jürgen Riedel,
Ratssitzung, 18. Juli 2023

2. Gut für die Kirchengemeinde

 

Eine Nutzung durch die Kirchengemeinde für deren Veranstaltungen ist auch in einem Dorfgemeinschaftshaus mit einem Standort, der lediglich ca. 150 m von der Kirche entfernt liegt, durchaus möglich.  In einem persönlichen Gespräch mit Herrn Pfarrer Salzbrenner wurde im Zusammenhang mit der gemeinsamen Nutzung des Gebäudes zudem über einen Zuschuss von Seiten der bayerischen Landeskirche gesprochen, eine Antwort zu diesem Thema steht aber leider bis heute aus. Unabhängig von einer finanziellen Unterstützung durch die Evangelisch-Lutherische Kirche wird von Seiten des Gemeinderats eine gemeinsame Nutzung ausdrücklich begrüßt.

 

3. Erhalt des Ortsbildes

 

Der Erhalt des Ortsbildes ist auch im Sinne des Gemeinderates. Das Gebäude muss aber, wenn es die Gemeinde nicht erwirbt, nicht zwangsläufig abgerissen werden, es kann aber anderweitig einer Nutzung zugeführt werden.  Gerade in der heutigen Zeit, wo Wohnraum allerorts fehlt, lässt es sich sicher einer Nutzung zuführen.  Der Standort für das Kirchweihzelt ist von dem Anwesen „An der Steige 3“ denkbar schlecht. Neben dem bereits ausgeführten Problemen mit dem Tierwohl muss für den Aufbau regelmäßig die Straße in vollem Umfang gesperrt werden.  Eine innerörtliche Umleitung für den Schwerlastverkehr ist nicht vorhanden und muss über eine Strecke von ca. 10 km über Schornweisach, Vestenbergsgreuth und Kienfeld mit großem Aufwand ausgeschildert werden.  Bei einer Errichtung des Dorfgemeinschaftshauses auf dem Bolzplatz kann das Festzelt ohne jeglichen Eingriff in den Straßenverkehr aufgestellt werden.

 

4. Demokratische Regeln

 

Es ist richtig, dass an der zitierten Ortsversammlung ein Stimmungsbild abgegeben wurde, wo rund 70 von insgesamt rund 1450 Bürgerinnen und Bürger (der Gesamtgemeinde Münchsteinach, Red.) sich deutlich für die Umsetzung des Vorhabens am Standort „An der Steige 3“ ausgesprochen haben.  Es wurde von Bürgermeister Jürgen Riedel aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Entscheidung unter Einbeziehung aller Argumente letztlich dem Gemeinderat obliegt.  Der Gemeinderat entscheidet als demokratisch gewähltes Gremium im Interesse der Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger nach Tatsachen und Fakten und lässt sich nicht von Emotionen leiten. Die Argumente wurden daher pflichtgemäß abgewogen und das Votum aus Altershausen ist auch hier eingeflossen und hat die Entscheidung nicht leichter gemacht, letztlich war die Faktenlage aber so erdrückend, dass eine andere Entscheidung nicht möglich war.

 

Nachdem in Altershausen, unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheides eine wichtige Einrichtung für die Dorfgemeinschaft geschaffen wird, sollte das ehrenamtliche Engagement nicht vom Standort einer Einrichtung abhängig gemacht werden.

 

Der Umgang mit dem Thema sorgt mich als Bürgermeister sehr. Durch die äußerst emotionsgeladene Diskussion sehe ich die Gefahr, dass sowohl die Dorfgemeinschaft wie auch die Gemeindeteile gespalten werden.  All unsere Bemühungen und Erfolge die diesbezüglich in den vergangenen Jahren erzielt wurden, wären damit mit einem Mal zunichte gemacht.

 

 

Reaktion von Erich Wacker:

Vorstand des Bürgerbegehrens

 

Text Box:  Erich Wacker, Ratssitzung
18. Juli 2023
Die Argumente von Georg Salzbrenner sind auch die, die ich vertrete.  Weitere Argumente des Bürgerbegehrens sind auf der Homepage www.unser-dorfhaus-altershausen.de unter der Rubrik "An der Steige 3" zu finden.

 

Ein wichtiger Punkt meinerseits sind die Emotionen.  Bürgermeister Jürgen Riedel argumentiert immer damit, die Emotionen aus dem Thema rauszuhalten und das alles rein faktenbasiert zu bewerten.  Hier muss ich jedoch widersprechen.

 

Was wäre eine Dorfgemeinschaft ohne Emotionen?  Kerwa, Gesangverein, Stammtisch, Dorffest, Jugendclub, Kinderfasching - eine Dorfgemeinschaft besteht aus Emotionen.

 

Ich denke deshalb, dass bei solchen Entscheidungen auch Emotionen eine Rolle spielen dürfen, sogar müssen.  Emotionen sind für die Dorfgemeinschaft bei der Gestaltung eines Ortes, dem Ausrichten von Veranstaltungen, dem Erhalt von Traditionen unerlässlich.

 

Würden wir alles emotionslos rein Faktenbasiert bewerten, hätte die Gemeinde kein Schwimmbad, keine Kulturscheune und keine Steinachgrundhalle, oder?  Und es ist gut so, dass es das gibt!