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Analyse des Bürgerbegehrens:
Altershausen siegt deutlich! Die
Wahlergebnisse in dieser Analyse sind offiziell. Sie sind ausschließlich von der Wahlleitung
der Verwaltungsgemeinschaft Diespeck.
Aber dieses Schreiben ist eine Analyse und als solches gibt es auch
einige Meinungen der Redaktion altershausen.com wieder. Meinungen sind genau das, Meinungen, und
keine Tatsachen, auch in dieser Analyse nicht! Unsere Leser sollen ihre eigenen Meinungen
bilden! Mit fast 70 % Ja-Stimmen setzten
die Bürger der Gesamtgemeinde Münchsteinach am Wahlsonntag, 8. Oktober, den
Gemeinderatsbeschluss zum Gemeindehaus vom 20. Juni außer Kraft. Dieser Beschluss wollte ein neues
Gemeinschaftshaus und Feuerwehrhaus am jetzigen Bolzplatz am äußersten südöstlichen
Dorfrand bauen. Die Opposition zu
diesem Beschluss im Dorf war erheblich.
Die Empfehlung der Dorferneuerung wurde abgelehnt. Sie hat empfohlen, das historische
Faust-Haus mit Stall und Scheune etwa 100 m östlich der geografischen
Dorfmitte in ein Gemeinschaftshaus umzuwandeln mit Jugendclub im Loft des
Stallgebäudes und mit Festsaal in der Scheune. Diese Ratsentscheidung hatte allerdings eine Schwachstelle. Drei Ratsmitglieder waren abwesend während
der Abstimmung. Eine Mehrheit der
anwesenden aber eine Minderheit des Gesamtrats lehnte die Altershäuser
Empfehlung ab. Im Juli als der volle
Gemeinderat wieder in Sitzung war, versuchten die Altershäuser ohne Erfolg
die Ratsmitglieder zu überzeugen, den Juni-Beschluss aufzuheben. Diesmal kamen die Altershäuser allerdings
auch mit einer politischen Waffe in der Hand – 161 Unterschriften – auch aus
Münchsteinach und anderen Ortstelen - für ein Bürgerbegehren, das schon von
den oberen Behörden für gültig gefunden wurde. Gesetzlich hatte der Gemeinderat keine andere Option als einen Wahltag
festzulegen. Damit war die Bühne frei
für die Bürgerbegehrenswahl, die gleichzeitig mit der Landtags- und
Bezirkstagwahl am 8. Oktober stattfand.
Die Mehrheit des Gemeinderats setzte auch ein Ratsbegehren auf den
Wahlzettel, das eine Lösung anders als das
Faust-Anwesen unterstutzte. Die Wähler sprachen dann Klartext am 8. Oktober. Gemeindeweit gewann das Altershäuser
Bürgerbegehren mit 68,6 % der Wahlstimmen. Das Ratsbegehren der Gemeinderatsmehrheit konnte
nur 42,1 % gewinnen. Man merkt
vielleicht, dass die Summe dieser Zahlen 110,7 % beträgt. Das war möglich, weil man Ja bzw. Nein für beide Begehren stimmen durfte. Wenn dies unentschieden ausgegangen wäre,
gab es eine Stichfrage. Da waren die Altershäuser
auch stark, mit 63,8 % der Stimmen, im Vergleich zu 36,2 % für das
Ratsbegehren. |
Gemeinderatsitzung, 20. Juli 2023 |
In der Gesamtgemeinde gaben
60 % der Wähler ihren Stimmzettel ab.
Die Altershäuser siegten in allen drei Wahlbezirken der Gemeinde
Münchsteinach, nicht nur im Urnenbezirk Altershausen, der das Dorf mit
Abtsgreuth teilt. Im Altershäuser Bezirk stimmten
77 % für das Bürgerbegehren, 22,7 % dagegen. Für das Ratsbegehren sagten 34,5 % Ja, 65,4 % Nein, für die Stichfrage 31,2 % Ratsbegehren, 68,8 %
Bürgerbegehren. Der Urnenbezirk Münchsteinach (offiziell Rathausbezirk) umfasst
sowohl das Dorf Münchsteinach als auch die Ortsteile Mittelsteinach und
Neuebersbach. Dort stimmten
53,5 % für das Ratsbegehren, 46,5 % dagegen. Für das Altershäuser Bürgerbegehren
stimmten noch mehr, nämlich 65,3 % im Vergleich zu 34,7 %
dagegen. Auf Deutsch übersetzt, heißt
das, dass viele im Münchsteinacher Bezirk Ja
für beide Begehren stimmten, was erlaubt war.
Bei der Stichfrage lagen die Altershäuser vor: 59,3 % zu 40,7 %. |
Der 3. Münchsteinacher Wahlbezirk
ist der Briefwahlbezirk. Dort lag das
Bürgerbegehren wieder eindeutig vor mit 67,3 % Ja- und 32,7 % Nein-Stimmen. Das Ratsbegehren konnte nur 36,7 % der
Briefwähler überzeugen, im Vergleich zu 63,3 % für das Altershäuser
Bürgerbegehren. Bei der Stichfrage
gaben nur 34,9 % dem Ratsbegehren ihre Ja-Stimme. 65,1 %
waren dagegen für das Bürgerbegehren. Was bedeutet … Was bedeutet das und was bedeutet
das nicht? Wird das Faust-Anwesen zum
Gemeindezentrum? Ist der Bolzplatz
damit gerettet? Muss die Gemeinde nun
das Gemeinschaftshaus bauen? Können
die Kinder den geplanten Wasserspielplatz am Bolzplatz entlang der Weisach
nun vergessen? ·
Wenn die Gemeinde ein Altershäuser Gemeindehaus zustande bringt, muss das
Faust-Anwesen der Standort sein. ·
Allerdings verpflichtet das Bürgerbegehren die Gemeinde nicht, das
Dorfhaus zu bauen. Der Gemeinderat
kann das Projekt komplett fallen lassen, falls er will. Man kann sich aber vorstellen, dass eine
solche Entscheidung einer Mehrheit des Gemeinderats nicht nur zu einem neuen Bürgerbegehren
führen würde, sondern auch zu einem großen Gesichtswechsel am Ratstisch. Dazu hat Bürgermeister Riedel klargemacht,
dass er für sowas nicht zu haben ist. ·
Der Gemeinderat ist weiterhin frei, ein neues Feuerwehrhäusla am
Bolzplatz zu bauen. Der Ratsbeschluss
vom Juni ist noch gültig. Ob das so
bleibt, ist allerdings nun fraglich.
Die Gemeinde überlegt sich, ob es andere Standorte für das neue
Feuerwehrhäusla gibt. ·
Der Wasserspielplatz am Bolzplatz wurde von der Dorferneuerung
vorgeschlagen und von der Gemeinde freundlich begrüßt, aber keine
Entscheidungen wurde bis jetzt getroffen.
Kurz gesagt: Diese Frage hat
noch keine Antwort. |
Gibt es nun neue Streitereien? Schwer
zu sagen. Bürgermeister Jürgen Riedel
und die Altershäuser Bürgerbegehrensvorstandschaft scheinen festentschlossen
zu sein, dieses Thema friedlich, freundlich und in Zusammenarbeit zu
lösen. Wenn wir schauen, wie der
Bürgermeister in seinen nun mehreren Jahren im Amt gehandelt hat, stellt man
sich nur schwer vor, dass er anders tun würde als er gesagt hat. Das gleiche gilt auch für die Mitglieder
der Bürgerbegehrensvorstandschaft. Da
gibt es keine heiße Köpfe, sondern Dorfführungskräfte, die einen klaren
Rekord für verantwortlichen Dienst in ihrer Gemeinde haben. Aber ... bis zum 20. Juli hatte das
Bürgerbegehren nur einen Vorschlag unterstützt – Renovierung des
Faust-Hauses. Am 20. Juli überraschte
die Initiative die Ratsmitglieder mit einer Alternative: Das Faust-Haus abreißen und durch einen
Neubau als Replikat des alten ersetzen.
Diese Alternativen waren Hauptthemen in der Wahl. Einige Ratsmitglieder und Bürger setzen
sich nun fest auf den Abriss, andere genau so fest auf den Erhalt des
Originals. Man kann sich vorstellen,
dass es zum Streit innerhalb des Gemeinderats und/oder der Bürgerschaft
kommt, aber es muss nicht dazu kommen. |
September 2023, A Kerwawong für de Gma |
Was kommt als nächstes? Der
Gemeinderat wird das Ergebnis des Bürgerbegehrens voraussichtlich am 21.
November unter die Lupe nehmen. Es
kann sein, dass die ersten Entscheidungen getroffen werden. Wie haben die Wähler auf die Wahl
reagiert? Bürgermeister
Riedel sagte, "Die Bürger haben entschieden. Das ist ein Auftrag von
den Bürgern, und wir werden es durchsetzen. Das wird aber mehr kosten". Mit der Bolzplatz-Lösung hatte er gehofft,
Geld zu sparen, mit dem gleichzeitigen Bau das Gemeinschaftshauses und des
Feuerwehrhauses nebeneinander. Das ist
nicht auf dem Faust-Grundstück möglich. Bürgerbegehrensvorstand
Erich Wacker fasste die allgemeine Stimmung im Dorf zusammen: "Bei allen die sich in den letzten
Monaten mit sehr großem Engagement für das Bürgerbegehren und den
Bürgerentscheid eingesetzt haben, herrscht sehr große Freude über das
Ergebnis. Die viele Arbeit, die wir
alle investiert haben, hat sich gelohnt und das fühlt sich gut an. Ein ganz großer Dank gilt den anderen
Ortsteilen, die uns mit Ihren Stimmen unterstützt haben". Wacker: "In den nächsten Tagen werden wir uns
erst einmal freuen und alles sacken lassen.
Die letzten Tage waren für uns alle anstrengend und am Schluss auch
durchaus emotional. Anschießend muss
es jedoch weitergehen und wir wollen gemeinsam mit der Gemeinde, dem
Gemeinderat und dem Bürgermeister einen Ort gestalten, auf den wir stolz sein
können und an der Gemeinschaft gelebt wird". In
Gesprächen mit altershausen.com
sagten mehrere Altershäuser, dass sie sich über das Wahlergebnis freuen und
erleichtert sind. Gleichzeitig
öffneten sie den Weg für eine mögliche Neudebatte. In Straßeninterviews sagten die meisten
Altershäuser, sie hoffen nun, dass der Gemeinderat sich weiter für den Abriss
des Faust-Hauses und an seinem Standort den Bau eines neuen Hauses rasch
durchsetzt. Laut
Plan des Bürgerbegehrensvorstands soll das Neubau extern ein Replikat des
alten Hauses sein. Der Loft über dem
Stall des Anwesens wird dann den Jugendclub behausen, und die Scheune wird in
einen Festsaal umgewandelt. Genau
diese Option schlug Wacker dem Gemeinderat in Juli vor. Der Grund dafür ist, dass die Bausubstanz
des alten Hauses mangelhaft ist, während die zwei Nebengebäude im besseren
Zustand sind. Der
Abriss-und-Neubau-Vorschlag, laut der Bürgerbegehrensgruppe, würde
gleichzeitig das Aussehen des historischen Hauses, das ortsbildprägend ist,
bewahren und den laufenden Wartungskosten für den Alt-Bau vermeiden. Die zwei
Leiter des Bürgerbegehrens, Erich Wacker und Altershäuser Gemeinderat Thomas
Jordan, beharren allerdings nicht auf diese Alternative. Wacker sagte, "Wir werden die
Planungen zusammen vorantreiben und die offenen Fragen - Altbau sanieren oder
Neubau – diskutieren. um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen". Aus den U.S.A, wo
er auf Geschäftsreise war, sagte Thomas Jordan, "Ich freue mich sehr
über das Wahlergebnis und bedanke mich bei allen Wählerinnen und
Wählern! Ich bin mir sicher, dass wir
uns jetzt gemeinsam mit allen Beteiligten für die beste Lösung an diesem
wunderbaren Standort entscheiden werden". Jordans
Altershäuser Kontrahent im Gemeinderat, Frieder Popp, kam monatelang unter
Kritik im Dorf, weil er gegen das Faust-Komplex und für die Bolzplatz-Lösung
gestimmt hat. Popp war nach der Wahl
auf Geschäftsreise in Polen und nicht erreichbar. Aber am Freitag, 6. Oktober, zwei Tage vor
der Wahl, sagte er während des Schnitzelessens des Altershäuser-Abtsgreuther
Männergesangvereins in Abtsgreuth, "Egal wie die Wahl auskommt … wir
werden bei Faust abreißen und bauen.
Wir können eigentlich nichts anders". Popp sagte weiter, dass er diese Option
auch früher im Gemeinderat gestimmt hätte, wäre sie auf der Tagesordnung
gewesen. Er habe stattdessen für die
Bolzplatz-Option gestimmt, sagte er, weil er die laufenden Wartungskosten
beim Altbau nicht verantworten konnte. Noch ein
Befürworter der Abriss-und-Neubau-Option ist Erich Faust, Eigentümer des
Faust-Anwesens, der das alte, leerstehende Familienstammhaus jahrzehntelang
extern pflegte. "Bauen und
abreißen", sagte er. "Das
ist genau das, was wir wollten … ein neues Dorfhaus"! |
Juni 2023: Bürgerversammlung in
der Popp-Scheune |
Obwohl
das Faust-Anwesen ein Hauptthema blieb, war Opposition zur Umwandlung des
Bolzplatzes am Dorfrand das Hauptärgernis unter den Altershäusern. Plakate mit Parolen wie "Versiegeln
unseren Bolzplatz nicht!" oder "Wir wollten eine Dorferneuerung,
nicht eine Dorfvernichtung!" erschienen in September. Einige blieben nach der Wahl auf dem Haus
und dem Stall des Faust-Anwesens. Auch die
Dorfkinder erfreuten sich über die Nachricht, dass der Bürgerbegehren
gewonnen hat. Nachdem ein Junge im
Dorf die Nachricht gehört hat, schrie er zu den anderen Kindern: "He! Die müssen unneren
Bolzblatz in Ruah lass'n!" Und
die 80-jährige Hilde Popp, die am Plärrer mitten in aller Dorf-Aktion wohnt,
war begeistert. "Etz müssen sie
das alte Haus abreißen", sagte sie.
"Das wird fei schee sein, sehr schee"! |
Mark Oliva
altershausen.com, 24.
Oktober 2023